Pferdeheu von Kräuterwiesen

Das Heu wird gerne gefressen.  (Foto: U. Hoffman)
Das Heu wird gerne gefressen. (Foto: U. Hoffman)

Viele glauben es nicht, aber Pferde sind empfindliche Esser!

Der Verdauungsapparat von Pferden hat sich in Steppen und magerem Grünland zur langsamen, aber ständigen Futteraufnahme von energie- und eiweißarmem Futter entwickelt. Also ein grundlegender Unterschied zum Verdauungs-Apparat von Kühen, die zur Milchproduktion mit sehr energiereichem Futter versorgt werden müssen.

Aber die Landwirtschaft ist heute fast ausschließlich auf Rinder-Ernährung ausgerichtet. Starke Düngung und früher Schnitt sorgen für energie- und eiweißreiches Futter. Ausgezeichnet für Milchkühe, aber schlecht für Pferde!

Auch Heu wird von stark gedüngten, sehr wüchsigen Wiesen gewonnen; nicht selten besteht der Grasaufwuchs nur aus angesäten Zucht-Gräsern. Kräuter und Blumen dagegen fehlen meist völlig. Dass Pferdebesitzer bei solcher Fütterung über Ernährungs-Krankheiten klagen, ist eigentlich nicht verwunderlich – insbesondere bei leichtfuttrigen Pferden!

Das Heu der artenreichen Magerwiesen im NABU Oberberg Projekt, erfüllt die grundlegenden Anforderungen der Pferde. Der Landwirt wird angehalten, das Heu so spät wie möglich (frühestens ab dem 1. Juli) zu mähen, wodurch der Energiegehalt des Heus abnimmt. Zwischen 25 und 50 Pflanzenarten, wie beispielsweise Wolliges Honiggras, Rotes Straußgras, Wiesenlieschgras, Rotschwingel, Spitzwegerich, Kleiner Klee, Hornklee, Margeriten und Wiesen-Flockenblumen kommen auf den oberbergischen Mager-Wiesen vor. Die Wiesen werden botanisch aufgenommen und die Häufigkeit der einzelnen Pflanzenarten wird geschätzt (siehe unten).

Heuwerbung im Oberbergischen (U. Hoffmann)
Heuwerbung im Oberbergischen (U. Hoffmann)

Anforderungen an die Heuwerbung

Der Produzent des vom NABU Oberberg zertifizierten Heus stellt sicher, dass:

  • die Wiese im Frühjahr sorgfältig abgeschleppt wird, um Maulwurfshügel im Heu zu minimieren,
  • der Schnitt nicht zu früh stattfindet (erst nach dem 1. Juli), das Mähwerk nicht zu tief eingestellt ist und das Wenden des Schnittgutes sorgfältig und langsam erfolgt,
  • die Fläche nur 1-2 mal pro Jahr gemäht wird (also die traditionelle zweischürige Wiesen-Nutzung),
  • Düngung nicht oder – bei sehr mageren Flächen – nur in Absprache mit dem NABU Oberberg stattfindet.
Heu auf Schwaden in 2016, Nümbrecht. (Foto: C. Meyer-Cords)
Heu auf Schwaden in 2016, Nümbrecht. (Foto: C. Meyer-Cords)

Wie erkennt man gutes Heu?

Heu kann optisch, manuell/sensorisch und olfaktorisch (am Geruch) beurteilt werden. Die Farbe sollte hell- bis dunkelgrün und nicht braun oder braunfleckig sein. Es sollten keine Hinweise auf Schimmel zu sehen sein.

Das Heu soll sich trocken und griffig anfühlen und nicht zu fest sondern locker und luftig gepresst sein. Es sollte möglichst erdfrei sein. Halme und Blattanteile sollen erhalten sein.

Das Heu sollte angenehm frisch und typisch riechen. Der typische Heu-Geruch stammt vom Ruchgras, einer magerkeits-liebenden Grasart.

Gut versorgte, gesunde Pferde - mit Heu von oberbergischen Magerwiesen. (Foto: L. Manz)
Gut versorgte, gesunde Pferde - mit Heu von oberbergischen Magerwiesen. (Foto: L. Manz)

Was leistet der NABU Oberberg?

Vom NABU Oberberg zertifizierte Wiesen müssen Magerkeitszeiger, wie Hornklee, Kleiner Klee (Fadenklee), Kleine Bibernelle etc. aufweisen. Pflanzenarten, die Nährstoffreichtum anzeigen, wie Wiesenbärenklau, Löwenzahn oder Wiesenkerbel müssen fehlen oder kleinwüchsig und nur vereinzelt sein. Grasarten des Intensiv-Grünlands, wie Weidelgras oder Wiesenschwingel dürfen in der Grasnarbe allenfalls vereinzelt vorkommen. Um dies zu kontrollieren, wird von jeder Heuwiese eine botanische Aufnahme angefertigt, die alle Arten und eine Beschreibung der Wiese und ihrer Nutzungsgeschichte enthält (siehe Wiesenbeschreibungen unten). Der Kunde erhält so konkrete Angaben über genau das Heu, das er bezieht.

Kurz vor der Mahd werden alle Flächen Jahr für Jahr von uns nach Schadpflanzen (Jakobskreuzkraut, Farne) abgesucht. Schadpflanzen werden vor der Mahd beseitigt. Beim Mähen werden die Landwirte angehalten, auf die oben beschriebenen Qualitätsansprüche zu achten.

Nach der Mahd werden die Heuballen von uns mit einem Feuchtemessgerät auf ihre Restfeuchte gemessen. Heu muss bereits auf der Wiese trocken gepresst sein, sonst droht Schimmel und schlechter Geruch und Geschmack. Für die 2017er Ernte legen wir die Grenze auf maximal 12,5 % Restfeuchte. Meist liegt sie bei nur 9 bis 10 %.

Jeder vom NABU-Oberberg zertifizierte Heu-Rundballen erhält ein Etikett mit einer fortlaufenden Nummer. So kann jeder Ballen einer Wiese, seiner Restfeuchte bei der Pressung und dem Bewirtschafter der Wiese zugeordnet werden.

Kurzum: mehr Kontrolle geht nicht!

Sorgfältiges Abschleppen im Frühjahr ist schön und gut - aber Maulwürfe werfen auch im Sommer noch Erde auf!
Sorgfältiges Abschleppen im Frühjahr ist schön und gut - aber Maulwürfe werfen auch im Sommer noch Erde auf!

Staub im Heu

Staub ist und bleibt ein Problem. Maulwurfshügel, die beim Mähen oder Wenden ins Heu geraten, sind praktisch unvermeidlich. Fehler beim Mähen und Heu-Wenden können ebenfalls Erde in die Ballen eintragen und wir bemühen uns dies zu vermeiden.

Dennoch: Jeder Pferdehalter weiß, dass manchmal Staub im Heu ist.

Wir hoffen, dies bei unseren Landwirten miniert zu haben: durch sorgfältiges Abschleppen, behutsames Mähen und Wenden und nicht zu feste Pressung der Ballen (um staubförmige Bruchteile der Pflanzen bei zu starkem Andruck während des Pressens zu vermeiden). Dass das Heu frei von Schimmel-Staub ist, dafür können wir durch unsere Feuchte-Messungen nach bestem Wissen und Gewissen garantieren!

Margeriten - nur mit dem späten Schnitt hat diese Pflanzenart eine langfristige Chance zu überleben.
Margeriten - nur mit dem späten Schnitt hat diese Pflanzenart eine langfristige Chance zu überleben.

Warum wir das machen?

Als gemeinnütziger Verein streben wir nicht nach Gewinn. Wir wollen die Artenvielfalt auf den Magerwiesen erhalten mit Zittergras, Wiesenflockenblumen, Grünwidderchen und Schachbrettfaltern: Arten, die viele nur noch aus ihrer Kindheit oder aus Naturschutzgebieten kennen und die auf magere, pfleglich bewirtschaftete Heuwiesen angewiesen sind. Die Zukunft dieser artenreichen Heuwiesen hängt davon ab, dass sie auch langfristig wirtschaftlich genutzt werden können. Das kann nur gelingen, wenn anspruchsvolle Pferdebesitzer das hochwertige und artenreiche Heu schätzen und sich möglichst langfristige Lieferbeziehungen zwischen Landwirt und Pferdehalter herausbilden. Dafür, dass dabei beide Seiten zu ihrem Recht kommen, steht der NABU Oberberg.

Wir haben 2013 mit dem Projekt begonnen und seither viel Erfahrung gesammelt. Davon können Pferdehalter und Landwirte nun profitieren. Seither konnten wir die vermarktete Heumenge und die Wiesenfläche steigern. Für uns zunächst ein klarer Erfolg für die Artenvielfalt!

Download
Wiesenbeschreibung Galgenberg
Hier finden Sie die Wiesenbeschreibung der mit artenreichsten Wiese im Projektgebiet.
Beschreibung_Wiese_Bergneustadt_Galgenbe
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