Kurzbericht über die Aktivitäten aus Lindlar

Eisvogel (muas)
Eisvogel (muas)

 

Rainer Ufer:

Der aktive Naturschutz in Lindlar nähert sich seinem 50-jährigem Jubiläum. Ein Rückblick auf diese lange Zeit zeigt die Bandbreite an Aktivitäten, die die Mitglieder bis heute unternehmen. Begonnen hat der Naturschutz mit ganz grundlegenden Maßnahmen: Hunderte Nistkästen im gesamten Gemeindegebiet, zahlreiche Teiche wurden angelegt, die Libellen und Schmetterlinge kartiert, Ameisenvölker gezählt und geschützt. Die Lennefe wurde mit Steilufern renaturiert, Sülz und Leppe für Eisvogel und andere vom Aussterben bedrohte Arten gesichert. Besonders aktiv wurde der Greifvogelschutz betrieben, dazu mancher Fangkorb beseitigt und die Horstbäume zur Sicherung der Brut bewacht. Ergänzt wurden diese Arbeiten durch Fortbildungsangebote, Schulungen und Exkursionen für die zahlreichen Naturinteressierten in Lindlar.

 

 Mit den zunehmend gewonnenen Erkenntnissen konnte später dann auch Einfluss in planerische Vorhaben auf allen Ebenen genommen werde. Unter der Flagge des rheinisch-bergischen Naturschutzvereins (RBN) hatte der ehrenamtliche Naturschutz in den 70iger Jahren seine Hochzeit. Umkämpfte Großprojekte wie u.a. der Bau der Landstrasse L302 (Habbach/Klause), der Zentraldeponie Leppe, des Industrieparks Klause, des LVR Freilichtmuseums, des Industriegebiets Kaiserau/Leppetal und der Bundesstrasse B256n brachten dem Naturschutz in Lindlar erhebliche öffentliche Aufmerksamkeit. Innerhalb dieser Projekte gab es die sachlich und fachlich geführte Auseinandersetzung mit der Gemeinde, dem OBK, der Höheren Landschaftsbehörde, dem Aggerverband, der Flurbereinigungsbehörde, dem LVR, der Bezirksregierung sowie auch dem Regierungspräsidenten. Längst nicht immer ging es dabei harmonisch und in Eintracht zu. Argumente für den Naturschutz mussten einstweilen mit allerdeutlichster Vehemenz vorgebracht werden, was in zahlreichen Sitzungen für Unruhe gesorgt hat.

Der Erfolg blieb nicht aus: dem Naturschutz in Lindlar gelang die Wiederansiedlung des Uhus, in dem er wichtige Hinweise zu geeigneten Habitaten gab (Puma-Messer,Bergerhoff). Als erste Organisation landesweit brachte der Verein 1975 ein Flurbereinigungsverfahren in NRW zum Kippen, stellte einen Forderungskatalog für Ausgleichsmaßnahmen auf und erwirkte eine Verringerung des Wegenetzes. In diesem 25 Jahre dauernden Verfahren wurden dann die eingeforderten Ausgleichmaßnahmen erfolgreich umgesetzt. 1988 wurde mit der Aufhängung von 90 Schleiereulenbrutkästen begonnen. Sofort im ersten Jahr brütete ein erstes kreisweit bestätigtes Schleiereulenpaar erfolgreich in Lindlar-Hönighausen. Mehrere Auszeichnungen für den Naturschutz folgten. In einem anderen Flurbereinigungsverfahren wurden nach immenser Intervention sehr erfolgreich Ameisenvölker in Begleitung der Ameisenschutzwarte Würzburg und dem „Ameisenvater“ Kurt Berghoff umgesetzt und andere Gebiete mit Ameisenvölkern „geimpft“.

Unter OBN und NABU haben sich in jüngerer Zeit die Strukturen etwas verändert. Naturschutz ist mittlerweile an vielen Stellen Bestandteil der Gesetze und Vorschriften. Flächenverbraucher müssen sich den geforderten Kriterien stellen und der Biotop- und Artenschutz findet bindend Einlass in die Planvorhaben.

 

 

Neben der planerischen Einflussnahme der Aktiven im Naturschutz und den Stellungnahmen an alle möglichen Institutionen werden auch hier vom NABU Lindlar viele theoretische sowie praktische Arbeiten getätigt.

Dazu zählen beispielsweise aktuell:

Begleitung des Baus der psychosomatischen Klinik im Schlosspark Heiligenhoven: Erstellung der ökologischen Ausgleichsplanung mit Ersatz von zahlreichen, landschaftsprägenden und zu fällenden Bäumen.

 

 

 

Windkraft. Kommt sie oder kommt sie nicht? Windkraft im Wald als kritisches Unterfangen für Rotmilan und Schwarzstorch. Diese genießen als bedrohte Arten Vollschutz und dürfen durch Windkraftanlagen weiträumig nicht beeinträchtigt werden (Abstandshaltung).

 

Leiteinrichtung Krötenzaun
Leiteinrichtung Krötenzaun

 Amphibienwanderung; Pflege und Reparatur von Amphibienleitanlagen zur Reduzierung des massiven Amphibiensterbens auf immer mehr befahrenen Straßen. Anlagen in Quabach, Kartenslennefe, Steinenbrücke sowie Sammelaktionen in diesen und diversen anderen Bereichen. Großarbeit der Amphibienwacht seit über 40 Jahren bestehend und über 220 000 Amphibien gerettet.

 

Nistkasten für Wasseramsel
Nistkasten für Wasseramsel

 Gespräche mit Landwirten zwecks Anlage von Pufferstreifen im Bereich von Feuchtgebieten, Anlage von Blühstreifen im Bereich von Großbewirtschaftungsflächen (z.B. Mais), Hinweise zum sorgsamen Umgang mit Gülle, Schutz von Kleinstrukturen (Raine, Hecken, Feldgehölzen, Trittsteine).

Kontrolle der vom Verein aufgehängten Wasseramselkästen Lindlar/Wipperfürth, Marienheide. Das Wasseramselschutzprogramm ist seit nunmehr 30 Jahren erfolgreich aktiv.

 

Schleiereulenkasten
Schleiereulenkasten

Kontrolle und Reinigung der zahlreichen vom Naturschutz aufgehängten Brutkästen für Schleiereule/Turmfalke/Waldkauz und Singvögel. Hierzu werden ständig Paten gesucht, die bei dieser Aufgabe unterstützen (Bei Interesse können Sie sich gerne bei Rainer Ufer unter der Rufnummer 02266/1360 melden).

 

Anlage von sog. Strömungsteilern in der Lennefer/Aggerverband – Sitzwarten für Wasseramsel/Eisvogel.

Anbringung von 27 Nistkästen - mit Schlupflochschutz - in einem 1,5 Ha großen Gebiet zwecks Untersuchung der Populationsdichte von Kohl-/Blaumeise, Kleiber, Trauerschnäpper, Feldsperling, Star, Gartenrotschwanz in Abhängigkeit zur Nahrungsverfügbarkeit.

Anlegung von Nistplätzen für Kolonienbrüter (Haussperling).

Auszeichnung Schwalbenfreundliches Haus (Mehlschwalbe).

Schutz von Neuntöterhabitaten, Kartierung der Greifvogelhorste im Bereich potentieller Windkraftanlagen.

Stellungnahmen zur Erweiterung von Industrieflächen und anderen Inanspruchnahmen von Flächen.

Pflege der Feuchtgebiete, Teiche und Tümpel sowie Kontrolle der Amphibienbestände.

Maßgebliche Zusammenarbeit im Flurbereinigungsverfahren Klüppelberg (Dialog mit dem Regierungspräsidenten, Landwirten, Forst)

Zusammenarbeit mit Hegering vor Ort und überregional; Vermittlung naturschutzrelevanter Inhalte über Vorträge.

Vogelschutz – Gesundpflege verletzter Vögel oder Vermittlung an Pflegestationen – Greifvogelstation Rösrath.