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Feuer frei - Angriff auf den Artenschutz

Wolf (NABU/Jürgen Borris)
Wolf (NABU/Jürgen Borris)

Ein Wolf allein bringt noch keine Artenvielfalt. Und doch ist die Herabstufung seines Schutzstatus, die nun von den Vertretern der EU-Staaten beschlossen wurde, ein Symbolbild dafür, welche Rolle Artenschutz und der Erhalt von Ökosystemen in der Politik spielen. 

Deutschland wollte die strengen Schutzbestimmungen für den Wolf erhalten – bis jetzt. Durch die Zustimmung Deutschlands wurde die nötige Mehrheit erreicht, um den Schutzstatus von „streng geschützt“ auf „geschützt“ abzusenken. Der Wolf, der bisher nicht gefangen, getötet, gestört oder gehandelt werden durfte, darf zukünftig unter gewissen Umständen bejagt werden. Damit steht der Wolf auf der gleichen Schutzstufe wie der Igel oder das Reh.

 

streifender Einzelwolf (Heiko Anders)
streifender Einzelwolf (Heiko Anders)

 

Der Wolf ist ein Symbol geworden – emotional aufgeladen steht er für den Artenschutz, für Wildnis gegen menschengemachte Ordnung. Für viele Landwirte und Landwirtinnen ist er ein Feindbild, ein Monster, das Weidetiere reißt und für das kein Platz ist, in dem dicht besiedelten Deutschland.

Dabei geht es hier nicht nur um den Schutz einer einzelnen Art. Es geht um die Frage, wie oft wir wirtschaftliche Interessen über den Schutz der Natur stellen wollen. Wie oft wir noch Kompromisse eingehen wollen, um die Wut der Industrie oder der Landwirtschaft nicht weiter zu schüren. Am Ende stehen die Naturschützer und Naturschützerinnen wie Bittsteller da, die froh sind, wenn nicht alle ihre Forderungen in den Wind geschlagen werden. 

Dabei sind wir es, die wütend werden sollten! Darüber, dass noch nicht verstanden wurde, dass die Biodiversitätskrise eine der größten Krisen unserer Zeit ist. Die aktuelle jährliche Aussterberate ist mittlerweile bis zu hundertmal höher als im Durchschnitt der vergangenen 10 Millionen Jahre. Wir befinden uns wahrscheinlich am Beginn des 6. Massensterbens der Geschichte. Das, was früher Asteroiden oder gigantische Vulkanausbrüche verursachten, ist heute menschengemacht. 

Jeder Schritt, der den Schutz von Arten oder Ökosystemen schwächt, ist ein Schritt in die falsche Richtung. Wir benötigen mehr Schutz zum Erhalt der Biodiversität, strengere Gesetze für den Schutz von Arten und mehr Flächen für den Naturschutz. Dies ist kein Luxus, sondern die Grundlage für intakte planetare Systeme – und damit für einen lebenswerten Planeten.(sh)