NABU Oberberg nimmt ausführlich Stellung und übt Kritik an der Planung für Klause 5
Am Donnerstag dem 20.12. endete die Frist für Stellungnahmen zur Bauleitplanung für das Industrie- und Gewerbegebiet Klause 5. Sicher hätten viele Lindlarer Bürger kurz vor dem Weihnachtsfest lieber besinnlicheres gemacht. Aber angesichts der Frist für Stellungnahmen zu Klause 5 haben sicher etliche Einwender erst spät am Donnerstag ihre Stellungnahme in den Briefkasten am Lindlarer Rathaus-Eingang geworfen. So wie auch der NABU Oberberg.
In seiner 19seitigen Stellungnahme bringt der NABU etliche Bedenken gegen die Pläne vor und fordert deren Einstellung. Die Hauptargumente sind:
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eine Vielzahl von seltenen Arten zeigt, dass das Waldgebiet ökologisch viel wertvoller ist, als dies die Planunterlagen
annehmen. Dass der NABU im Klauser Wald schon im Herbst 2017 seltene Schmetterlinge nachwies, hat die Planer nicht beeindruckt. Für die in der Erstuntersuchung des NABU gefundenen Rote
Liste-Arten hat man einen Ausgleich beschrieben, wo immer der auch konkret geplant sein mag. Aber das geht an der NABU-Forderung völlig vorbei: „Wir wollen nicht für 'Jedes Tierchen
sein Pläsierchen' – wir wollen endlich eine ehrliche ökologische Gesamtbewertung!“ sagt Michael Gerhard vom NABU Oberberg-Kreisvorstand. Genau das wurde bislang verweigert. Der ökologische Wert des Waldgebietes wurde in der neuen Planfassung sogar noch geringer eingestuft, als in den Entwürfen von 2017!
In seiner Stellungnahme legt der NABU Oberberg weitere Daten zur Schmetterlingsfauna vor: Insgesamt 50 Schmetterlingsarten der Roten Listen und Vorwarnlisten kommen im Klauser Wald vor, was die Erwartungen der Erstuntersuchung aus den Herbst 2017-Erfassungen erheblich übertrifft. Das zeigt, dass das Waldgebiet ökologisch deutlich unterschätzt wird.
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durch die geplante Kanalisierung aller Niederschläge aus dem heutigen Waldgebiet heraus verliert der Horpebach etwa 20 % seines Einzugsgebietes. Das wird der kleine Bach ebensowenig verkraften können, wie der Weyerbach, der nach den Plänen zusätzlich etwa 100.000 m³ pro Jahr aufnehmen müsste, die ihm künstlich zugeführt werden sollen. In den Planunterlagen findet sich weder zum Wasserschwund im Horpebach, noch zum Wasserüberschuss im Weyerbach eine Aussage. Der Weyerbach fließt in den Lennefer Bach, der im Lindlarer Ortszentrum verrohrt ist. Kann diese Verrohrung große Starkregen im künstlich vergrößertem Einzugsgebiet überstehen? Auch dazu kein Wort in den Plänen!
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durch die geplante Bauleitplanung sollen über 23 ha Wald vernichtet werden. Es wurden aber nur etwa 11 ha neuer Wald aufgeforstet – und dabei soll es auch bleiben! Lindlar will eine Regelung nutzen, die nur für besonders waldreiche Gemeinden gilt, was Lindlar gar nicht ist. In einer besonders waldreichen Gemeinde reicht bei Waldverlusten eine Aufwertung von vorhandenem Wald oft als Ausgleich aus, in anderen Gemeinden muss aber Wald neu aufgeforstet werden - im gleichen Umfang wie er verloren geht. Lindlar will sich diesen Bonus über die interkommunale Zusammenarbeit mit dem besonders waldreichen Engelskirchen verschaffen aufgrund eines Vertrages von 2009 mit dem Forstamt, den sonst niemand kennt. Dabei ist diese Zusammenarbeit derzeit weder in der Engelskirchener, noch in der Lindlarer Politik beliebt. Doch dieser Trick ist für die Planer nützlich: Auf Lindlarer Gemeindegebiet gehen etwa 23 ha Wald verloren, aber nur etwa 11 ha wurden neu aufgeforstet - unter dem Strich gehen also etwa 11 ha Wald in Lindlar verloren, aber in Engelskirchen wird kein Quadratmeter Wald aufgewertet.
Nochmal zur Verdeutlichung: Wenn statt des geplanten 23 ha „interkommunalen“ Waldverlustes in Lindlar sowohl die Gemeinde Lindlar, als auch die Gemeinde Engelskirchen je 11,5 ha Waldverlust auf ihren Gemeindegebieten planen würden, müsste Lindlar mindestens 11,5 ha Wald neu aufforsten (eher 15 ha) und Engelskirchen müsste mindestens 11,5 ha (eher 15 bis 20 ha) schon vorhandenen Wald ökologisch aufwerten. So bleibt es bei nur etwa 11 ha Neu-Aufforstung für etwa 23 ha Waldverlust!
Merke: Wenigstens bei der forstrechtlichen Kompensation lohnt sich also die interkommunale Zusammenarbeit! Michael Gerhard vom NABU Oberberg „Ein mieser Taschenspielertrick auf Kosten des Lindlarer Waldes! Wir können nicht verstehen, dass das Forstamt in Gummersbach solche Tricks mitmacht.“ -
und schließlich fehlt es angesichts des ökologischen Schadens von 23 ha Waldverlust an einem hinreichenden Bedarf: Für die Firmen, die wirklich nach Bauland suchen, lassen sich auch andere, weniger empfindliche Flächen finden. Rainer Ufer vom NABU Lindlar: „Einen so großen und für Natur, Klima, Wasser und Erholung wichtigen Wald zu zerstören, nur damit Firmen aus den Ballungsräumen angelockt werden können – das können wir als Naturschutzverein nicht akzeptieren!“
Der NABU Oberberg hofft jetzt auf ein Einsehen des Lindlarer Rates.