NABU fordert Maßnahmen zum Erhalt grünlandgebundener Milchviehwirtschaft
Seit einigen Jahren ist in NRW eine zunehmende Intensivierung der Milchviehhaltung zu beobachten. Nachdem in den 1960er Jahren zuerst die Geflügelhaltung und dann in den 1980er Jahren die Schweinehaltung industrialisiert wurde, steht nun die Milchviehhaltung vor einem tiefgreifenden Umbruch. In der Folge kommen Kühe nicht mehr auf die Weide, sondern werden in riesigen Boxenlaufställen von bis zu 1.000 Tieren ganzjährig im Stall gehalten. Der NABU NRW fordert von Bund und Land diese Fehlentwicklung und den damit drohenden weiteren Verlust artenreichen Grünlandes frühzeitig zu stoppen.
„Mit dem fehlenden Auslauf der Tiere wird der Grünlandbewirtschaftung in NRW eine wesentliche Grundlage entzogen – Wiesen und Weiden in der uns bisher bekannten Form werden immer mehr zu
Grasäckern verkommen“, erklärt Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW. Dies hätte gravierende Auswirkungen auf den Erhalt unserer Kulturlandschaft. Wolle man diese in ihrer auch heute noch
teilweise kleinteiligen Struktur bewahren, sei dies vor allem über den flächendeckenden Erhalt von milchviehhaltenden Betrieben in Weidewirtschaft zu erreichen. Die Intensivierung der
Milchviehwirtschaft sei zudem aus Tierschutzgründen problematisch, da die Hochleistungsmilchkühe nur noch eine kurze Lebensdauer hätten und häufig krank würden. Deshalb appelliere der NABU an die
milchverarbeitende Industrie, sich ebenfalls für eine grünlandgebundene Milchviehwirtschaft mit Weidegangmöglichkeiten einzusetzen.
„Wiesen und Weiden sind Lebensraum zahlreicher bedrohter Tier und Pflanzenarten“, so der NABU-Landesvorsitzende weiter. Wiesenvögel wie Uferschnepfe, Großer Brachvogel und Weißstorch seien auf
Grünland angewiesen, ebenso wie Braunkehlchen oder eine Vielzahl von Pflanzen und Schmetterlingen. Außerdem leiste das Grünland einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Bodenschutz, da das tief ins
Bodenreich ragende Wurzelwerk viel CO2 speichere und die dauerhafte Grasnarbe einen effektiven Schutz vor Bodenerosion biete.
Deshalb sei eine flächengebundene Tierhaltung, eine Begrenzung der Gülle- und Düngeraufbringung sowie eine teilweise Beweidung wichtige Voraussetzungen zum langfristigen Grünlanderhalt und neben den NABU-Forderungen zu EU-Agrarpolitik wichtige Kernbotschaften des NABU. „Es kann nicht sein, dass wir die zweifelhaften Kämpfe der Molkereikonzerne um Absatzmärkte in Fernost mit Steuergeldern subventionieren und eine Ruinierung unserer Umwelt in Kauf nehmen“, so Tumbrinck.